Einer der Badestrände von Montevideo liegt im Stadtteil Pocitos. Von uns aus eine gute Stunde Fußweg entfernt machten wir uns auf die Socken. Erst mitten durch unser Barrio Sur und Palermo mit den schon beschriebenen schönen alten Platanenalleen und den bunten Häuschen.
Dann merkt man wie die Bebauung zunehmend höher wird, die Häuschen werden zu Villen und die Gegend merklich feiner. Wir überqueren den Boulevard General Artigas und sin nunmehr nicht nur in einem anderen Stadtteil, sondern in einer anderen Welt. Ähnlich wie wir es aus Recoleta in Buenos Aires kennen, türmen sich hier die Edificios. Im Prinzip schnell hochgezogene Hochhäuser, deren Lobbys in ihrer Eleganz mehr vorgaukeln, als der Fertigbau je halten kann.
Am Strand angekommen finden wir ein Bild vor wie aus dem Neckermann- Reisekatalog. Nur sind in diesem Falle die Bettenburgen keine Hotels, sondern Eigentumswohnungen.
In den 50er/60er Jahren muß hier ein wahrer Bauboom stattgefunden haben. Jeder Montevideoaner, der es sich leisten konnte, bezog hier ein Appartemente. Dementsprechend ist jetzt natürlich auch die Altersstruktur. Sehr viele greise Ladies zieren das Weichbild. Da die Wohnungsbesitzer Wert auf ihre vornehme Blässe legen, ist der Strand hier recht leer.
Bis zur Abenddämmerung bleiben die Anwohner eher in ihren Edificios und blicken durch die Jalousien übers Meer.
Vereinzelt findet man hohe Gebäude aus den 30er Jahren, die schon damals direkt in Strandnähe errichtet wurden, wie das Haus Mastil, das die Form eines Luxusdampfers der Hapag Llyod als Vorbild gehabt haben muß.
Entfernt man sich wieder vom Meer, so werden die Hochhäuser etwas niedriger, aber auch etwas muffiger.
Obwohl zur Zeit der Errichtung der Hochhäuser in diesem Viertel die Abrißbirne ganze Arbeit geleistet haben muß, konnten einige Perlen überleben.
Daß es in Montevideo schon immer auch deutsche Einwanderer gegeben haben muß, erkennt man auch in Pocitos am Baustil des folgenden Häuschens. Momentan gibt es in Uruguay ca. 10.000 Nachfolger deutscher Auswanderer.
Zum Essen geht es zurück mit dem Bus in unser Barrio. Dort entdecken wir eine Parillabar, die größtenteils von der Nachbarschaft besucht wird (Parada Sur, Carlos Gardel 1100). Positiv überrascht können wir nach Einbruch der Dunkelheit zwei hervorragende Steaks auf deren Terrasse genießen. Wir sind zufrieden wie Udo heute nachmittag am Strand.
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