Am Sonntag ist Montevideo wie ausgestorben. Außer ein paar Bussen und Taxen, die auf den Straßen fahren, bewegt sich hier nichts. Auch die meisten Geschäfte haben geschlossen. Selbst die Obdachlosen auf den Bürgersteigen haben ihre Decken über den Kopf gezogen und schlafen länger. Da die Uruguayaner längst nicht so gläubig sind wie z.Bsp . die Argentinier, unterbricht auch kein Kirchglockengetöse diese Stille.
Zunächst mal Frühstück holen im feinen "Emporio" - schaut selbst was es dort Gutes gibt. Wegzehrung für einen kleinen Fußweg.
Das einzige was Sonntags eine Abwechslung bietet ist der Flohmarkt in der Tristàn Narvarja Straße im Stadtteil Aguada. Genauer gesagt findet dieser Markt nicht nur in dieser Straße statt, sondern im gesamten Stadtteil. Es werden dort auch nicht nur Flohmarktartikel angeboten, sondern auch Obst, Bücher, Werkzeuge, aber auch Möbel, Kunstgewerbe, alte rostige Schrauben und was auch immer. Er dient also nicht nur zur Unterhaltung der wenigen Touristen in dieser Stadt, sondern durchaus zur Versorgung der Montevideoaner. Vielleicht ein Beispiel zum Verständnis. Ich habe vor zwei Monaten in Berlin nach einem sehr großen Schraubenschlüssel (80er) gesucht und diesen weder neu, noch gebraucht bekommen können - ich war wirklich überall, selbst bei Adolph in der Kantstraße. Hier auch dem Markt habe ich ihn gleich an zwei Ständen gesehen. Vielleicht ein Papagei gefällig, oder ein Huhn - alles im Angebot.
Wir waren tags zuvor auch kurz in dieser Gegend, die völlig ausgestorben war, heute schieben sich hunderte von Leuten durch all' diese Gassen. Für's leibliche Wohl ist natürlich auch gesorgt, in halben Ölfässern wurde Holzkohle entzündet und darauf brutzelt nun das Fleisch auf einem Rost, das mit einer selbst angerührten Gewürzmischung bestrichen wurde.
Aber Vorsicht - um 15 Uhr fangen die Händler an einzupacken, also möglichst früh dorthin. Ohnehin ist es unmöglich alle Stände anzuschauen. Vom Angebot her ist es ungefähr so, als würde man den 17Juni mit dem Boxhagener Flohmarkt zusammenlegen und dann packt man noch den Mauerpark und den Winterfeldtmarkt obendrauf.
In einer Buchhandlung hatten wir ein Architekturbuch durchgeblättert und einen Artikel über eine Bauhausvilla gefunden, die wir uns nach dem Flohmarkt einmal anschauen wollten. Allerdings steht dieses Haus an einer Stelle, die für einen nicht erfahrenen Busnutzer schwer zu erreichen ist. Zwar gibt es in den meisten Bussen einen Schaffner, der kassiert aber nur die 17 Peso pro Fahrt, spricht eh' kein Englisch und ist in permanenter Zeitnot. Unser Linienplan ist etwas kryptisch, außerdem stimmt er nicht unbedingt mit der Realität überein. Wenn an einer Haltestelle eine Buslinie angezeigt wird, heißt dies aber noch nicht, daß diese auch kommt. Busfahren ist also gewöhnungsbedürftig, macht aber Spaß. Besonders wenn bei starkem Regen die Scheiben von innen beschlagen und nachts sowieso alles anders aussieht. Die Haltestellen werden nicht angesagt, so ist es manchmal ein Lotteriespiel.
Also fuhren wir zum Busbahnhof Tres Cruces - da findet man leicht hin - und gingen den Rest zu Fuß.
Heute spielte wohl der örtliche Fußballclub im Estadio Centenario, und obwohl dies noch weit weg ist, hört man schon die Schreie der Fans. Wir hatten die Entfernung etwas falsch eingeschätzt und waren ca. 1 Stunde bis zum Haus unterwegs. Es war schon dunkel, als wir das Haus erreichten. Unsere Enttäuschung war groß als wir ein völlig verlassenes, verwahrlostes und zugewachsenes Gebäude vorfanden, dessen Schönheit man nur noch erahnen konnte. Offenbar ist das Haus seit mindestens 10 Jahren dem Verfall preisgegeben.
Etwas entnervt wollten wir jetzt mit dem Bus in unser Hotel zurückfahren. Jedoch wollte und wollte die Buslinie, die wir uns ausgesucht hatten nicht kommen, stattdessen donnerten alle möglichen Linien, überfüllt mit grölenden Fans, an uns vorbei. Deshalb Programmänderung. Wir nahmen nach einer halben Stunde einfach den Bus in Gegenrichtung, mit dem Fahrziel Pocitos. In diese Richtung fuhr kein Fan, offenbar begeistert der Fußball hier besonders die Menschen, die nicht in feinen Edificios wohnen.
Schon mal angekommen fanden wir wieder schnell den Weg ins Trouville (das mit den zu hoch hängenden Urinalen). Die Steaks dort waren heute noch besser als letztes Mal.
Zurück im Hotelzimmer wunderten wir uns wieder einmal über die meditative Stille, die dieser Bezirk ausstrahlt.
- einen Eindruck vermittelt auch das folgende Filmchen. Nur zur Vorwarnung: es passiert absolut nichts. Die Kneipe an der Ecke ist übrigens eine der ältesten Bars hier im Barrio und unbedingt sehenswert - Bar MontevideoSur, Paraguay Ecke Maldonado.
weiß garnicht was ihr wollt - nach 60 Sekunden kam doch ein Auto vorbei
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