Sigep 2010 - Rimini

 

 

Italienisches Design treibt schon manchmal extreme Blüten. So schön es oft ist, so schießt es doch hier und da über das Ziel hinaus. So eine Uhrwerk-Orange-Eisdiele ist auch nur im Film schön.

 

Der Ladenbau scheint nach den Retro Seventies jetzt die Retro Eighties einzuleuten - viel Chrom, viel Glas, viel Plexiglas. Weg vom Runden ins Eckige.

 

Was das Eis selbst betrifft gab es inhaltlich nicht allzuviel Neues.

 

 

Natürlich ist Bio und Frozen Yoghurt ein Thema. Mindestens genauso wichtige Themen waren aber handwerklich hergestelltes Eis am Stiel und der mobile Eisverkauf.

 

 

 

Leider für Berlin kein Thema. In unserer Stadt ist der "fliegende Verkauf" von Lebensmittel auf öffentlichem Straßenland verboten (das betrifft Espresso, Würstchen usw.). Sicherlich wird jetzt jemand einwenden, daß er schon einen Eiswagen in Berlin gesehen hat. Richtig - Eiswagen bilden eine Ausnahme, jedoch muß jedes Stehenbleiben des Eiswagens durch das örtliche Bezirksamt genehmigt werden - und somit ist eine flexible Eistour in Berlin unmöglich.

Neben den Gelatiere zeigten auch die Zuckerzieher und Schokomacher ihr Handwerk. Allerlei zerbrechliche Skulpturen, aber auch Alltagsgegenstände aus Schokolade waren zu bestaunen.

 

 

 

Wir konnten zwei super Kontakte zu Direktvermarktern von Vanille aus Madagaskar herstellen und freuen uns schon darauf im Frühjahr echtes, sortenreines Vanilleeis "mit Stammbaum" anbieten zu können.

Natürlich haben wir uns zwei Tage durch alle Eis- und Espressosorten durchprobiert und fühlen uns jetzt wie die Made im Speck bzw. die Maus im Käse.

 

 

 

Spaghetti in der Buchhandlung

 

 Einen Regenschirm braucht man hier nicht - selbst wenn es regnen würde. Unendlich viele Kilometer im Innenstadtbereich sind von Arkaden gesäumt, die wir heute fast alle abmarschiert sind.

 

 

 

 

Trotzdem spürt man im fortgeschrittenem Alter, wie einem die feuchte Kälte in die Knochen kriecht. Wir haben Bologna noch nie ohne Nebel erlebt und obwohl das Thermometer heute so um die 2 Grad plus anzeigte, waren das durch die permanente Feuchtigkeit mindestens gefühlte minus 5 Grad. Nur gut, daß der Italiener im eigenen Land fast überall hervorragenden Kaffee zubereitet. Da verzeiht man ihm schon, wenn auch er sich einreiht in die Liga der Kaffeemaler. So bekam Willi einen ausgezeichneten Häschencappuccino.

 

 

Die geschmackliche Kaffeekrönung feierten wir heute allerdings im Terzi - ein sehr kleines Kaffee in der Via Oberdan 10, welches permanent mit Auszeichnungen überschüttet wird. Zumindest Norditalien ist in den Lebenshaltungskosten sicherlich teurer als Berlin. Genauso wie der Italiener es versäumt hat die Eispreise in Deutschland auch nur annähernd auf das europäische Niveau anzugleichen, so gilt das in Italien für die 1A - Kaffeegetränke. Der Häschencappuccino kostete heute z.Bsp. 1,30 Euro - incl. Knabbergebäck und seperatem Wasser. Mehr als 1 Euro für den Espresso und 1,50 Euro für den Cappuccino wurde uns nirgendwo abverlangt.

Eis schmeckt bekanntlich bei jeder Temperatur. Als beste Eisdiele in Bologna wird die "Sorbetteria Castiglione" gehandelt. Auffällig ist aber eine sehr enge Zusammenarbeit dieser Eisdiele mit dem Eismaschinenhersteller Cattabriga, der auch in Bologna ansässig ist. Im Laden stehen gleich "fünf" vertikale_Batchfreezer . Das ist schon sehr außergewöhnlich, normalerweise reichen eine oder maximal zwei Maschinen. Ein Bild vom Laden mit diesen 5 Eismaschinen haben wir dann später in Übergröße auf dem Messestand von Cattabriga auf der Sigep in Rimini gesehen. Offenbar eine wirkungsvolle Werbegemeinschaft.

 

 

In unserem persönlichen Ranking schneidet jedoch eine kleine, eher unbekannte "Cremeria" um Längen besser ab. Unser Topfavorit für hervorragendes Eis in Bologna heißt "Cremeria Santo Stefano" in der gleichnamigen Straße Nr. 70. Unbedingt Schokolade und Pistazie probieren.

Unser Abendessen gab es heute mitten in einer Buchhandlung. Ein herrliches, neues Konzept, daß hier phantastisch umgesetzt wird. Eine Buchhandlung über drei Stockwerke, die zugleich Küchenladen, Restaurant, Cafe und Lebensmittelladen ist. In Deutschland so sicherlich nicht denkbar, die Angst vor Fettflecken in den Büchern ist zu groß.

 

 

Flug nach Bologna

Angesichts der heutigen Temperaturen in Berlin und der frühen Stunde haben wir uns dazu entschieden unser Auto stehen zu lassen und mit dem Taxi nach Tegel zu fahren.

Der gesprächige Taxifahrer erzählte uns die Fahrt über von seinen vorwendigen Urlauben in den baltischen Brüderländern. Wahrend noch '89 in der DDR Kohldampf geschoben wurde, war dort das große Fressen angesagt. Doch nicht nur die Balten könnten Unmengen in sich hineinschaufeln, auch die Russen. In Polen soll es sogar Feiertage geben, an denen Zwölfgang Menüs verzehrt werden - für jeden Monat des Jahres ein Gang.

Wir hingegen bekamen in unserer tschechischen Propellermaschine lediglich ein lappiges Brötchen. Der Anschlußflug von Prag nach Bologna bescherte uns immerhin ein zweites lappiges Brötchen. Willi aß seines nicht auf, er wollte nicht wirken wie ein verfressener Balte.

 

 

 

Vom Flughafen ging es mit dem Shuttlebus problemlos zum Hauptbahnhof und von dort aus mit den "Öffis" (was ja unser Ehrgeiz in jeder Stadt ist) zum Hotel. Glück gehabt bei der Internetbu-chung. Das Zimmer ist nicht übel, geräumig und mit großem Balkon - auch wenn wir den, bei z.Zt. 0 Grad, nicht ausgiebig nutzen.

 

 

Mehr als ein erster Rundgang durch die Stadt und ein paar Cappuccino auf dem Weg war heute nicht drin - Sightseeing erledigen wir morgen. Die Eismesse in Rimini beginnt erst am Samstag.

 

Auf nach Bologna

 

..."Der Prager Flughafen ist etwas kleiner als das Schild „Flughafen Prag“ vor dem Terminal. Angesichts der kolossalen, stalinistischen Ausmasse des Schilds fragte ich mich, ob es womöglich vor Einführung der Funknavigation aufgestellt worden war, damit die Piloten es schon vom Atlantik aus erkennen konnten."... - schreibt Hugh Laurie (Dr. House) in seinem Roman „Bockmist“. Morgen können wir uns selbst ein Bild davon machen,denn auf unserem Weg nach Bologna werden wir in Prag zwischenlanden. Viel zu früh um 9 Uhr geht es in Berlin los. Nach Bologna fliegen wir um die Zuckerbäckermesse (Sigep) in Rimini zu besuchen. Jahrelang war die Eismesse in Longarone in den Dolomiten der jährliche Treffpunkt aller Eismänner der Welt, doch seit einigen Jahren ist die Messe in Rimini eher der Ort an dem wichtige Trends und Innovationen zu beobachten sind. - Nach Longarone fährt man nur noch, wenn (Eis)mann einen Ehemann für die Tochter sucht. Natürlich feiert hier die Halbfertigindustrie für Speiseeis und Schokolade ihre Triumphe und präsentiert stolz ihre Erfindungen die in der kommenen Eissaison in jeder Eisdiele um die Ecke als eigene Erfindung angepriesen werden. Sorten wie Cookies, Biereis, Joghurteis hatten hier ihren Markenauftritt.

 

 

Wenn man jedoch mit offenen Augen über die Messe geht, kann man auch sehr viele Trends und neue Ideen entdecken, die es uns ermöglichen eigene Phantasien für die Eissaison 2010 zu entwickeln. In unserem Eisladen in Berlin verzichten wir ja bekanntlich darauf mit Fertigpasten zu arbeiten. Jedoch werden gute Ideen natürlich auch von uns aufgenommen und mit natürlichen Produkten nachgebaut. Wir sind also sehr gespannt, was es zu sehen gibt und werden hier im Blog Bericht erstatten.