Bei perfektem Wetter wollen wir uns erst einmal einen Überblick verschaffen und sehen, was sich so seit unserem letzten Besuch verändert hat. Man kann es vorweg nehmen - nicht viel. Wir starten von unserem Hotel.
Die meisten der alten Gebäude sind weiterhin dem Verfall preisgegeben, was für den Besucher natürlich ihren Charme noch steigert.
Alt und neu, arm und reich prallen hier aufeinander, wie wir es uns als Mitteleuropäer nicht vorstellen können.
Moderne Glasarchitektur neben sozialistischen Monumentalbauten, daneben bröckelnde Art Deko Fassaden.
Jedoch hat hier jeder Stadtteil seinen ganz eigenen Charakter. Die breiten Alleen mit wenig Verkehr in der Nähe unseres Hotels im Bezirk 'Sur' und 'Palermo' weisen eine meist zweistöckige Bebauung auf mit einem großen Anteil an Art Deko, Bauhaus und Gründerzeitarchitektur. Viele Häuschen sind notdürftig selbstrenoviert und mit viel Mut zur Farbe angestrichen.
Besonders die Obstgeschäfte und die Autowerkstätten (in 20er Jahre Garagen) sind häufig farbenfroh bemalt.
Kommt man jedoch näher zur Küstenstraße, werden die Bäume rarer, die Häuschen verfallener. Wir können uns kaum vorstellen, daß in den Ruinen noch Leute wohnen - sie tun es aber.
An der Küste dann, statt Touristenhotels Plattenbauten.
Das Zentrum von Montevideo bildet der 'Plaza Independencia'. Hier steht das wohl auch meistfotografierte Gebäude der Stadt, der 'Palacio Salvo'. Es handelt es sich bei diesem 100m hohen Turm überwiegend um ein Wohnhaus, das vom Architekten Mario Palanti entworfen und 1925 fertiggestellt worden ist. Es hat ein Detailreichtum, den wir bisher noch nicht gesehen haben.
Gleich neben dem 'Palacio Salvo' stehen rund um den 'Plaza Independencia' aber auch architektonische Verbrechen aus mehreren Jahrzehnten.
Die 'Cuidad Vieja' (Altstadt) beginnt direkt am 'Plaza Independencia' und verläuft in Richtung Containerhafen und dem Hafen, an dem die großen Kreuzfahrtschiffe anlegen und ihre Dreistundentouristen zuhauf ausspucken. Dieser Bezirk ist der groteskeste. Bitterarme Menschen in Ruinen, an jeder Kreuzung ein Hilfspolizist zum "Schutz" der Kreuzfahrttouristen. Gleichzeitig beobachten wir rege Bautätigkeit von Investoren. Wir vermuten, daß der ganze Bezirk zu einer Art Disneyaltstadt umgewandelt werden soll. Da stören natürlich die jetzigen Bewohner erheblich. Nach 19Uhr und ohne Kreuzfahrer sind die Geschäfte geschlossen und es bleiben nur noch die streunenden Hund und Kinder in Lumpen. Ähnliche Umwandlungsprozesse kennt man ja aus vielen Metropolen, so krass wie hier konnten wir das aber noch nie beobachten.
Konfuzius sagt: ..."Bildung muss ohne Klassendiskriminierung sein"...
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