Dienstag, 23. November 2010
Schön und Reich im Regen
Die ganze Nacht hat es wie aus Eimern geschüttet, morgens hat der Regen etwas nachgelassen und wir machen uns auf den Weg nach Cannes.
Der Weg dahin, ausgehend von Frejus, ist eine ca. 25 km lange Berg- und Talfahrt. Cannes wirkt auf uns nicht so versnobt wie wir es erwartet hatten. In nur wenigen Restaurants am Hafen wird kalter fischiger Schleim geschlürft. Schon einige Straßen weiter spielt sich das normale Leben ab. In der Markthalle wird schon sauber gemacht, die Bistrots in der Nachbarschaft haben auch schon ihr Geschäft beendet. Hier und da sehen wir eine feine Boutique, aber genauso Carrefour- und Schleckermärkte.
Am 20igsten Mai 1949 hatte hier in Cannes Klaus Mann seine letzten Briefe an seine Mutter und seine Schwester geschrieben. Er berichtete von Schreibschwierigkeiten, Geldproblemen und deprimierendem Regenwetter. Einen Tag später beging er Selbstmord.
Wir beschlossen ihm auf dem "Cimetière du Grand Jas" einen Besuch abzustatten. Der Friedhof von Cannes liegt in der Avenue de Grasse 205 und ist der größte innerstädtische Park von Cannes.
Um das Grab von Klaus Mann zu erreichen muß man quer über den gesamten Friedhof bis in die entfernteste Ecke (Carré 16) wandern. Bei diesem Wetter fast menschenleer, strahlt der Ort eine besondere Atmosphäre aus. Er ist terrassenförmig am Hang angelegt, hat einen herrlichen Baumbestand und die Stille wurde nur von ca. 100 schreienden Möwen unterbrochen, die über uns kreisten.
Nach einigem Suchen hatten wir das Grab gefunden.
Neben den teilweise pompösen Gräbern der Jahrhundertwende wirkte der graue Granitgrabstein mit der Grabplatte äußerst schlicht. Die Aufschrift : "Klaus Mann 1906 - 1949". Offenbar ist der Grabstein vor nicht allzu langer Zeit ausgetauscht worden. Ursprünglich stand ein Maulbeerbaum auf dem Grab und die Grabinschrift lautete: "For Whosoever Will Save His Life Shall Lose It. But Whosoever Will Lose His Life (...) The Same Shall Find It."
In der Abenddämmerung fuhren wir über die Autobahn nach St. Tropez. Obwohl es wieder stark regnete machten wir einen Spaziergang durch das menschenleere kleine Fischerdorf und den Hafen, indem einsam die riesigen Yachten vor Anker lagen.
Vielleicht treffen wir ja morgen die Schönen und Reichen vor dem Casino von Monte Carlo.
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