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Dienstag, 16. November 2010

Vergangenheit und Gegenwart dicht beieinander

 
Es ist Sonntag, wir werden von den Regentropfen geweckt, die vor unser Hotelzimmerfenster prasseln. Also Schirme ausgepackt und losmaschiert in Richtung Guggenheim Museum.
Frühstück ist nicht einfach zu ergattern, denn die meisten Geschäfte in Bilbao haben geschlossen. Trotzdem konnten wir ein leidlich hartes Sandwich erwerben (schon jetzt sehnen wir uns nach den französischen Boulangerien). Wahrscheinlich auch aufgrund des Wetters gab es keine lange Schlange vorm Museumseingang und so sind wir schnell im trockenen und warmen des futuristischen Gebäudes. Gleich im Erdgeschoß erwartet uns die Serra-Ausstellung: "A matter of time". Die Objekte sind überwältigend, mehr schreiben wir jedoch nicht darüber. Schließlich sind wir hierher gekommen um Serras Objekte zu spüren.
 
Udo_im_Stahl
 
Verwundert beobachten wir nur, wie viele Besucher sich mit ihren Audioguides durch die Metallplatten bewegen und sich damit sämtlicher sinnlicher Wahrnehmung verschließen.

Udo_ueber_dem_Stahl
Curves_aus_Stahl
 
Schnell noch einen Blick in die oberen Stockwerke, von Warhol bis Rembrandt. Auch beeindruckend, aber dafür hätten wir nicht so weit fahren müssen - das gibt's auch reichlich in Berlin.
Nach dem Besuch lassen wir auch das Äußere des Museums auf uns wirken.
 
Guggenheim_Bilbao
 
Am interessantesten ist die große Skulptur der Bildhauerin Louise Bourgeois vor dem Museum, die den Namen "Mutter" trägt. Wer stellt sich schon so seine Mutter vor? 
 
Mutter_Spinne
 
Und dann ist da noch das kleine Hündchen von Jeff Koons, frisch mit Stiefmütterchen bepflanzt.
 
Jeff_Koons_Hund
 
Dann über die ZubiZuri- Brücke (auch ein architektonisches Highlight) wieder in die Stadt, die in uns immer noch gemischte Gefühle auslöst. Gestern Abend haben wir in einem Blog gelesen, daß Bilbao bis 1980 eine reine Industriestadt war, bis die Stahlindustrie allmählich wegbrach. Sehr schön in Scene gesetzt ist diese Geschichte auf einem riesigen Bleiglasfenster im Bahnhof Abando
 
Bleiglasfenster_im_Bahnhof_Abando
 
Erst danach entdeckte Bilbao seine touristische Seite. Deshalb wohl also die vielen Bausünden und Ungereimtheiten im Stadtbild.
Kaffee trinken dann in einem der ältesten Kaffeehäuser der Stadt, dem Cafe Iruña. Wunderschöne Fliesen 
 
Cafe_Iruña
 
zieren das Lokal, momentan eher eine einfache Tapasbar mit kleinem Restaurantteil und die fiesen Spielautomaten aus den 90ern werden auch billigend in Kauf genommen.
 

 

Bereits gestern Abend sind uns in der Altstadt zwei Acensores aufgefallen. Eigentlich normale Aufzüge wie in jedem Sozialbunker. Sie führen jedoch lediglich von der Unter- in die Oberstadt. In jedem Aufzug hat sich ein Fahrstuhlführer häuslich eingerichtet (mit Heizlüfter und plärrendem Radio) der uns für 45 Cent in die Höhe begleitet. Der Ausblick von hier oben ist jeden Cent wert. 
 
Ueber_Bilbao
 
Erschöpft nehmen wir dann später unser Abschlußbier in der Barmacia, einer zu einer Bodega umgebauten alten Apotheke. Ach ja: Die wenigen Eisdielen hier boten nicht gerade appetitanregendes Eis für 2 Euro die Kugel an. Trotzdem konnten wir auch hier eine Eisidee mit nach Hause nehmen. Das Horchata de Chufa. Laßt Euch nächstes Jahr in Berlin von uns überraschen.
PS: Eine Baskenmütze haben wir uns übrigens nicht gekauft !
 
Schaufensterpuppe


 

Montag, 15. November 2010

Knöcheltief im Golfstrom

 
Es ist Samstag morgen und strahlender Sonnenschein weckt uns in Bordeaux. Unser heutiges Reiseziel ist Bilbao in Spanien. Eigentlich wissen wir nichts über diese Stadt, aber wir hatten einmal einen Fernsehbericht über das dortige Guggenheimmuseum gesehen. Eine Dauerausstellung dort zeigt 8 riesige begehbare Stahlskulpturen von Richard Serra. Diese Kunstwerke wollten wir unbedingt erleben. Bekanntschaft mit Serras Monumentalwerken hatten wir schon mehrfach in Berlin gemacht. Dort kann man heute noch zwei Skulpturen von ihm besuchen. Die Berlin Curves und den Block for Charly Chaplin. Die Ankunft der Curves durften wir in unserer Zeit als Kellner im Berliner Gropiusbau erleben. Es war Anfang der 80er Jahre, als ein riesiges Fenster des Gropiusmuseums ausgebaut wurde und man mittels zweier Monsterkräne über zwei Tage versuchte die riesigen Stahlplatten im Lichthof zu platzieren. Die Mühe war vergebens - am Ende mußten sie vor dem Gropiusbau aufgestellt werden. Heute haben sie ihren endgültigen Platz vor der Philharmonie.
Doch zurück zu unserer Reise: Der Weg über die Landstraße führte uns vorbei an Biarritz und als wir den Atlantik sahen, konnten wir nicht anders und machten einen Zwischenstopp bei "Ville De Bidart" um dem Golfstrom guten Tag zu sagen. ..."Ja, Wahnsinn"... hätte unser Freund Hubert bestimmt gesagt. 
 
Udo_guckt_auf_den_Atlantik
 
Das warme Wetter, die meterhohe Brandung, die Villen - wie aus dem Bilderbuch. Prompt holte sich Udo nasse Füße, als er nicht schnell genug vor den Wellen fliehen konnte.
 
Nasse_Fuesse_am_Atlantik
 
Der Rest des Weges über die spanische Autobahn war ein Kinderspiel. Bei der Einfahrt in die Stadt kommt man schon am Guggenheim vorbei. Dieser Museumsbau wirkt nicht so großzügig wie man es immer auf Bildern sieht, sondern mehr als Fremdkörper, hineingeworfen in ein Häusermeer.
Samstags nachmittags herrscht ein totales Verkehrschaos in diesem Tal in den Pyrenäen. Bei unserem Kreisen durch die Stadt wird uns jetzt auch klar, warum die Hotels horrende Preise für einen Parkplatz erheben. Es gibt hier keine Parkplätze. Mit Schweißperlen auf der Stirn wendet Udo die Technik an, die wir zuhause die Lauertechnik nennen. Wir finden einen vollbesetzten asseligen Parkplatz unter einer Autobahnbrücke. Willi geht derweil zu Fuß ins nahe gelegene Hotel um einzuchecken. Udo stellt sich auf den Holm der Fahrertür um einen noch besseren Überblick zu haben und wartet - nach 15 Minuten fuhr tatsächlich jemand weg und Udo war schneller. Da es Samstag Abend war, durfte man auch als nicht Anwohner zumindest bis Montag früh um 9 Uhr hier parken - wie wir dann sogar dem Automaten noch ein Parkticket entlocken konnten erklären wir Spanienbesuchern später einmal gesondert.
Ein kurzer Besuch in der Stadt hinterläßt am Abend einen zwiespältigen Eindruck. Bilbao hat so gar nichts vom vornehmen Bordeaux. Schmuddelige Fassaden und zwielichtige Bewohner. In einer Straße der Altstadt kommen wir uns vor wie auf einem TokioHotel-Konzert. Allerdings mit Alkohol- und Drogen. Wir sind uns einig noch nie so viele jugendlich Besoffene auf einem Haufen gesehen zu haben wie hier in der "Kalle Askao". Wir gingen ein paar Straßen weiter in die Amaya-Bar (etwas für die ältere Generation und sicher kein gutes Restaurant) um den Abend abzuschließen.
 
in_der_Amaya_Bar