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Samstag, 4. Dezember 2010

In Longarone gibt's Eis, aber nicht nur dort

In strömendem Regen verließen wir unser Hotel in Padova. Selbst die Presse hatte wohl mitbekommen, daß wir heute "Bella Italia", oder sollten wir besser sagen "Italia Freddo", verlassen wollten. Auf einem Tisch in der Empfangshalle des Hotels lag eine italienische Tageszeitung aus der uns 'Ernesto Galli della Loggia' anlächelte. Den Scheibenwischer auf Stellung 3 ging es auf die Autobahn nach Longarone. Dort findet jährlich gegen Ende November die italienische Eismesse "MIG - Mostra Internazionale del Gelato Artigianale" statt. Longarone liegt in den Dolomiten, ganz in der Nähe von Cortina d’Ampezzo oder auch Belluno. 1963 wurde der Ort tragischerweise durch einen Staudammbruch fast völlig zerstört, ebenso kamen damals fast alle 2000 Einwohner ums Leben. Inzwischen wieder aufgebaut, zählt die Gemeinde heute ca. 4000 Einwohner. Architektonisch eher gewöhnungsbedürftig, man könnte auch sagen eher häßlich, treffen sich dort einmal im Jahr die hauptsächlich italienischen Eismacher, die fast alle auch ihre familiären Wurzeln in den Dolomiten haben. Somit ist die Messe natürlich auch ein guter Anlaß alte Bekannte, Freunde und Familienmitglieder wieder zu treffen, die man ja aufgrund der Saisonarbeit fast ein Jahr nicht mehr gesehen hat. Böse Zungen aus der Eisbranche sagen sogar, daß es auf dieser Messe weniger um das Eis ginge, als vielmehr darum die Töchter der feinen Herren Gelatiere standesgemäß unter die Haube zu bekommen. Nun gut, soweit wollen wir nicht gehen, aber seit die Sigep immer Ende Januar in den relativ neuen Messehallen von Rimini stattfindet (seit ca. 8 Jahren), verblaßt Longarone. Das liegt daran, daß bei der Sigep viel mehr Aussteller auf viel größerer Ausstellungsfläche Platz finden, die Verkehrsanbindung und die Übernachtungsmöglichkeiten weitaus besser sind und zudem der Anteil von internationalen Besuchern dort stetig zunimmt. Auch architektonisch macht die Riminimesse etwas her - der Wettbewerb wurde 1997 von Gerkan, Marg & Partner gewonnen, die z.Bsp. auch das Tempodrom in Berlin entworfen haben. Zurück nach Longarone: Wir sind hier dieses Jahr nur ein paar Stunden geblieben, das reicht auch für die sechs relativ gut überschaubaren Hallen aus. Schließlich wollten wir uns eigentlich nur über eine Maschine informieren die wir für die nächste Saison anschaffen möchten. Leider waren wir ja Sonntags in Longarone. Das ist immer auch der Tag, an dem ähnlich wie bei der Grünen Woche in Berlin, auch etliche Bewohner aus Longarone und den benachbarten Gemeinden eine Eintrittskarte lösen, um dann an allen Ständen umsonst Eis kosten zu können. Außerdem wird es jedes Jahr erschreckender, welche Ausstellungsfläche die Aroma, Pasten- und Pulverindustrie in Beschlag nimmt. Diese 'Dr. Oettkers" der Eisbranche - nämlich Mec3, Gelatop, Fabri und einige mehr - füllen inzwischen fast 50% der gesamten Ausstellungsflächen. Alle Außendienstmitarbeiter dieser Firmen werden zur Messe zusammengetrommelt und müssen nun die Startaufträge der neuen Saison einfahren. Für neue Produkte aus den Aromaküchen scheinen Sonderkonditionen und höhere Provisonen zu gelten. Letztlich lohnt dieser Aufwand wohl, denn schätzungsweise 80 bis 90% des sogenannten "Gelato Artigianale" wird inzwischen mit Hilfe dieser Pülverchen und Pasten hergestellt. Auch wenn uns mehrmals im Jahr nervige Außendienstmitarbeiter dieser Aromafirmen in unserer Eisdiele aufsuchen um uns vom Gegenteil zu überzeugen - wir mischen da nicht mit. Wir kommen völlig ohne diese Pasten, Pulver und Sprintprodukte aus. Schließlich gibt es ja noch echte Früchte, echten Yoghurt und auch frische Nüsse aller Art, woraus man herrliches Eis herstellen kann - wenn man sich die Arbeit machen will und auch bereit ist ein paar Euro mehr für die Rohstoffe auszugeben. Wir wollen. Wir waren also tatsächlich im Hellen fertig und konnten uns auf den Weg durch die Dolomiten bis nach Innsbruck machen, wo wir unser Nachtlager aufschlagen wollten. Ziemlich aufregende Fahrt durchs frisch verschneite Gebirge. Wir ließen uns durch das Schneckentempo eines Rentners vor uns nicht aus der Ruhe bringen und fuhren gemächlich bei 30 Stundenkilometern bestimmt 60 km hinterher, während die Schlange hinter uns mit ca. 20 italienischen Autofahren kurz vor dem Herzinfarkt vor Nervosität stand. Dann endlich auf die berühmte Brennerautobahn und gegen 19 Uhr im Hotel. Das letzte Mal in Innsbruck hatten wir leckere Nudelgerichte im Solo Pasta gegessen, leider haben die Sonntags und Montags ihren Ruhetag. Etwas unschlüssig wo wir denn dann unser Abendessen einnehmen sollten, sprach uns ein netter jüngerer Herr an: ..."Was suchts denn?"... Er sagte wie sollten doch einfach ins Cafe Central um die Ecke gehen - die hätten eine anständige bürgerliche Küche - Recht hatte er, vielen Dank für den Tip - solche Tips machen Spaß. Wir nahmen uns vor, fortan auch in Berlin Touristen gegenüber hilfsbereiter zu sein und setzten uns in dieses typisch österreichische Caféhaus. Klassisch - ein Klavierspieler direkt am Eingang, die typischen Kellner in ihrer leicht derangierten Kleidung, sehr korrekt und freundlich, und auch das Essen hat überzeugt. Keine Gourmetkarte, aber die Gerichte waren nicht aus Convenienceprodukten zusammengesetzte Kreationen, sondern tatsächlich in der eigener Küche zubereitet und sehr schmackhaft. Herrlich auch die Mischung der Gäste - ein paar Schüler an einem Tisch, zwei ältere Damen an einem anderen, hinten zwei ältere Herren die in einem Berg Zeitungen vertieft waren und neben uns ein älterer Herr indischen Aussehens, der mit seinen Blicken mit jedem im Raum flirtete, ganz besonders mit einer jüngeren Dame an einem Tisch ihm gegenüber, die in einem Salat stocherte. Am nächsten Tag dann noch die 760km bis nach Berlin. Auf der A9 waren nach Einbruch der Dunkelheit chaotische Zustände. Ein querstehende Kleintransporter auf der mittleren Spur, zig' LKW's im Straßengraben, etliche endlos scheinende Staus auf der Gegenseite, überall Blaulicht und Spinner in so Landroverkisten, die meinten ihnen könnten derartige Witterungsbedingungen nichts anhaben - einen von denen haben wir später allerdings auch im Graben gesehen. Wir haben es auf jeden Fall in unserem japanischen Kleinwagen gut bis nach Hause geschafft und wir verabschieden uns von Euch bis kurz vor Weihnachten - dann melden wir uns aus der Sonne - hahaha.

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Padova und Venedig


In Padova angekommen führte uns die Navigation auf einen Acker am Rande der Autobahn mit einem kleinen Haus. Das konnte nicht unser Hotel sein. Während wir versuchten den richtigen Weg zu recherchieren, hielt neben uns auf dem einsamen Acker ein Auto. Der Fahrer fragte mit Blick auf unsere Technik, ob wir hier spionieren wollten. Aufatmen und wertvolle Tips beim Gegenüber, als wir antworteten: ..."Wir sind auf der Suche nach dem Hotel soundso"... Offenbar hatten in letzter Zeit schon häufiger Leute bei ihm geklingelt und nach der Rezeption gefragt.

Kurze Zeit später konnten wir dann tatsächlich einchecken. Trotz dichten Nebels wagten wir uns noch auf einen Rundgang durch die Stadt und landeten zunächst am Platz "Prato della Valle". Die mittelalterliche Kulisse der Stadt erschien uns im Nebel wie das Scenario für einen Vampirfilm.


Es war nicht viel los auf den Straßen Padovas, trotzdem machten wir noch einen ausgedehnten Spaziergang durch die Gassen der Altstadt.

Anzumerken sei an dieser Stelle etwas über das Ausgeh- , beziehungsweise Einkaufsverhalten der Italiener. Es gibt eine längere Mittagspause - zwischen 13 und 16 Uhr machen die meisten Geschäfte zu. Danach setzt bis 20 Uhr eine ziemliche Nervosität ein. Mit dem Auto kommt man dann kaum in die Innenstädte oder auch wieder heraus, besonders die Einkaufszonen sind voller Menschen und überall in den Geschäften und Cafés herrscht Hochbetrieb. Wow - denkt man dann, das macht ja richtig Spaß dieses Tohuwabohu beobachten zu können. Kommt man aber zu einer anderen Zeit, eben während der Mittagspause oder nach 20Uhr, sind die Städtchen oft wie ausgestorben. Das kann manchmal ziemlich nervig sein, wenn, wie z. Bsp. hier in Padova, der letzte Bus in Richtung Hotel um 20Uhr10 fährt.

Am nächsten Tag wurden wir wieder einmal durch heftigen Regen geweckt, der laut auf die Fensterbänke prasselte - na, was soll's, wir sind ja nicht aus Zucker. Unser erster Weg führte uns zur zentral gelegenen Markthalle am "Piazza delle Erbe". Heute aufgrund des Wetters nicht sehr belebt, doch die Lädchen im "Palazzo della Ragione", der direkt am Platz liegt, bieten eine tolle Auswahl an regionalen Spezialitäten an.


Wir kauften uns ein wenig frisch geräucherte Büffelmozzarella zum Sofortverzehr. Gerne hätten wir auch einiges anderes probiert, was jedoch mangels Kochgelegenheit leider nicht möglich war. Auch für Padova hatten wir eine Eisladenempfehlung, die wir hiermit gerne weitergeben. Die Cioccogelateria Venchi, einer von knapp 20 Shops des Schokoladenherstellers Venchi hier in Norditalien, wo nicht nur Schokolade, sondern auch sehr leckeres Eis angeboten wird.


Nun waren wir gespannt auf das "Café Pedrocchi", das eines der ältesten Kaffeehäuser Europas sei und ein absolutes Muss für jeden Padova- Besucher - so lasen wir. Als Liebhaber alter Kaffeehäuser können wir von einem Besuch jedoch nur abraten. Inzwischen mehr ein Restaurant als ein Café, war dort von dem alten Glanz absolut nichts mehr zu erkennen.

Am nächsten Tag ging es in der Frühe mit dem Zug nach Venedig. Wie auch schon von Rapallo nach Genua eine 2,90 Euro Strecke pro Weg und Person. Zugverbindungen in ganz Italien findet ihr auf dieser Seite . Viele Vorortzüge in Italien sind ziemlich abgeranzt, aber das gibt's bei der Deutschen Bundesbahn ja auch häufiger. Die Zugverbindung Padova - Venedig wird jedoch mit modernsten Zügen, wie man es auch von Airport-Express-Zügen kennt, durchgeführt.


Trotz der Kälte (Gott sei Dank kein Regen) ist Venedig voller Touristen. Wir beschließen nicht hinter dem Mainstream zur Rialtobrücke und zum Markusplatz hinterdreinzutrotten, sondern richten unseren Schritt vom Bahnhof aus nach links in Richtung Cannaregio.


Unsere Vermutung war richtig, bald sehen wir nur noch wenige Spaziergänger um uns herum, dafür viele Einheimische, die ihrem täglichen Leben nachgehen. Beim Studium der Fährverbindungen kommen wir auf die Idee zur Insel San Michele überzusetzen. Die Friedhofsinsel von Venedig liegt nördlich der Hauptinsel kurz vor Murano. Auf dieser Insel, einer herrschaftlichen Parkanlage nicht unähnlich, waren wir, bei inzwischen herrlichem Sonnenschein, fast alleine. Wir spazierten durch die unterschiedlich angelegten Sektoren zum Grab von Igor Strawinsky, das sich in der Griechisch-Orthodoxen Sektion befindet. Dies scheint die ungepflegteste Abteilung dieses Friedhofes zu sein, was aber wohl daran liegt, daß hier seit ca. 30 Jahren niemand mehr beerdigt wurde.


Zur Abenddämmerung fuhren wir wieder auf die Hauptinsel und suchten hier das Guggenheim, das jedoch bereits um 18 Uhr geschlossen hatte. Ziemlich erschöpft vom Laufen ging es zurück zum Bahnhof Venedig (S)anta (L)ucia und zurück nach Padova. Wenn ihr mehr Fotos von Venedig sehen möchtet, so werdet ihr bei Flickr o.ä. Seiten sicherlich tausende finden. Uns kommt es so vor, als wurde hier in Venedig jeder Stein bereits zigfach abgelichtet. Man fühlt sich aber auch stets wie in einer Bilderbuchkulisse - einfach unglaublich.


Morgen geht's dann weiter zur Eismesse nach Longarone.

Sonntag, 28. November 2010

Von Genua über die Apenninen nach Parma


In der Bucht von Genua steigt das Gebirge des Apennin landeinwärts steil an. Wir schraubten uns bei strahlendem Sonnenschein auf schmalen Wegen, vorbei an malerischen Bergdörfchen, bis auf ca. 750 Meter hinauf.


Am späten Nachmittag erreichten wir unser Hotel am Stadtrand von Parma. Es ist das Ora Hotel, im Grunde ein zum Hotel umbebautes altes Gehöft, direkt an einem kleinen Flughafen, an dem Ryanair seine Fluggäste ohne Verkehrsanbindung aussetzt. Ohne Navigation kaum zu finden, dann aber eine ruhige Oase, die letztlich doch nur 4,5 km vom Altstadtkern Parmas entfernt ist.


Sofort nach dem Einchecken ging es mit dem Auto in die City. Wir versuchten krampfhaft Orte wiederzufinden, die wir bei unserem Kurzbesuch vor 12 Jahren gesehen hatten. Außer an eine Brücke, einen Kiosk und das Café Tubino


konnten wir uns jedoch an nichts erinnern. Mal sehen ob sich das ändert, wenn wir uns zuhause die Bilder von damals ansehen werden.

Da wir nun ja nicht nur zum Vergnügen in der Weltgeschichte herumreisen, mußten wir zunächst einmal die beliebtesten Eisdielen dieses Ortes aufsuchen. Wir gingen in die Gelateria K2 (Strada Benedetto Cairoli 23 - 43121 Parma), deren Eis wir sehr lecker fanden.


Danach in die Eisdiele "Due Torre" in der Strada Massimo D'Azeglio, 91/a in 43125 Parma.


Die Eissorten selbst sind hier eher konservativ, es werden die üblichen italienischen Favoriten angeboten. Schön anzusehen sind aber die Blümchenformen, die die Eisverkäufer mit dem Eis auf's Hörnchen zaubern. Außerdem bieten alle selbst hergestelltes Eis am Stiel, Sandwicheis (ähnlich wie "Happen" von Schöller) und allerlei andere kleinere Eiskreationen (Petits Fours) an.


Empfindlich kalt war es mittlerweile geworden und außerdem zog der für die Po-Ebene so typische Nebel auf. Die Straßen waren mittlerweile leergefegt, in einigen kleineren Restaurants drehten der Koch und die Bedienung Däumchen. Wir hatten uns fast damit abgefunden hungrig zu Bett zu gehen, als uns der Zufall ins Ristorante "Al Corsaro" (Strada Cavour 37) führte.

Nichts großartiges, aber einfache ehrliche regionale Küche. Auch Pizza und Risotto können schmecken, wenn die Zutaten stimmen und nicht auf Analogkäse und Preßschinken zurückgegriffen wird - wie so häufig in Berlin. Die Einrichtung ist aus den frühen 60ern und erinnert an die Lieder über drei kleine Italiener. Der Tresen in Schiffsform, der klassische gelernte Kellner in leicht derangierter Berufskleidung, sehenswerte Sanitäranlagen aus dieser Zeit. Gezahlt wird bei der Matrone am Ausgang.

Im Blindflug ging es zurück zum Hotel, der Nebel war inzwischen zum Schneiden dick.

Am nächsten Morgen waren die Blumen vor dem Hotel mit Raureif überzogen.


Vor unserer Weiterfahrt nach Padova machten wir noch einmal einen Stadtrundgang durch Parma und bestaunten die Alimentaris in der Via Garibaldi, die vollgestopft mit Parmaschinken, Parmigiano Reggiano und vielen anderen Köstlichkeiten waren.


Abschied von der Stadt nahmen wir in der Eisdiele Caraibi. Dort waren viele herrliche Eisdevotionalien aus den 50er und 60er Jahren ausgestellt. Liebevoll hatte der Besitzer diese damaligen Alltagsgegenstände zusammengetragen, so zum Beispiel die Blechdosen in den die Waffeln verpackt wurden. Auch das Eis von Caraibi (43100 Parma, 9/a, v. Emilio Lepido) lohnt den Besuch etwas ab von Parmas Zentrum.


Unwirklich wirkten die kleinen verfallenen Bauernhöfe, Kirchen und Friedhöfe am Straßenrand durch die dichten Nebelbänke auf unserer Weiterfahrt nach Padova.

Samstag, 27. November 2010

Italienische Riviera und Genua


Genau wie Monte Carlo hat auch San Remo ein Spielcasino, jedoch seine besten Zeiten irgendwie schon hinter sich. Zwar auch große Hotels aus der Zeit der Jahundertwende, jedoch alles ein bißchen schmuddeliger als auf der französischen Seite. Die um das Casino gelegenen Restaurants drucken ihre Speisekarten zweisprachig - russisch und italienisch. Wie wir an einer Gedenktafel erfuhren, hat hier bereits der Deutsche Kaiser Friedrich III (Vater von Wilhelm zwo) gekurt - allerdings ohne Erfolg.


Wir suchten hier ohne Erfolg unser Hotelzimmer. In Frankreich gingen wir in solchen Momenten immer zu McDoof, weil dort überall ein freier WiFi-Zugang angeboten wird. In Italien geht dies nicht, weil McDingens das dafür notwendige Password nur an italienische Handys schickt. Trotzdem fanden wir nach einer Weile unser Albergo, im 2ten Stock eines Wohnhauses, in dem sich auch der Conçièrge, eine Papagallo-Ausgabe von Freiherr zu Guttenberg, häuslich eingerichtet hatte.

Am nächsten Tag ging's weiter an den ehemals mondänen Badeort Rapallo, der uns als Ausgangspunkt für unsere Stippvisite nach Genua dienen sollte.


Uns hätte bereits stutzig machen sollen, daß die Stadt nach 21 Uhr wie ausgestorben war. Die Gäste hier, die wir am nächsten Morgen bei strahlendem Sonnenschein an der Uferpromenade sitzen sahen, hatten wohl alle schon die Unterzeichnung des Vertrages von Rapallo miterlebt.


Auch hier mondäne Häuserfassaden riesiger ehemaliger Hotelpaläste, im Innern dieser Häuser jedoch der Chick eines Badeortes an der bulgarischen Küste. Wo der Stuck die Jahrzehnte nicht überlebt hatte, wurde er einfach täuschend echt gemalt - der Fachbegriff dafür heißt wohl Trompe-l’œil - Malerei.


Mit dem Zug ging es für 2,40 Euro und einer Stunde und 3 Minuten Fahrzeit nach Genua Hauptbahnhof, durchaus eine Programmempfehlung für die Sendung: "Die schönsten Bahnstrecken Europas".


Genua gefiel uns sofort - enge Gassen wie in Neapel, große Galerien wie in Bologna, riesig angelegte Plätze aber auch winzig kleine Winkel in der Altstadt, in der ein reges Treiben herrscht.


Das lokale Lebensmittel hier scheint die Focaccia zu sein - und zwar in allen erdenklichen Kombinationen. Das ist absolut nicht das, was Euch in Berlin "Dolce Pizza" am Nollendorfplatz als selbiges verkaufen möchte. Nein - der verkauft Pizza in Zungenform. Focaccia ist ein dickes Pizzabrot mit den abenteurlichsten Belägen. Focaccia con Wurstel, Focaccia con Frittes, Focaccia con Nutella - usw., usw..


Die engen Gassen Gassen der Altstadt sind so schmal und hoch, daß selbst mittags das Tageslicht nicht hereinreicht. Mutig wagten wir uns in das Labyrinth und landeten prompt mitten auf dem Genueser Transenstrich - ähnlich wie in der Frobenstraße in Schöneberg. Nicht so glamourös wie im Chez Nous, sondern eher hausbacken wie bei Molly Luft.

Wir flohen in die belebteren Gassen und trafen auch auf zahlreiche Eisdielen. Was wir bis dato nicht kannten war die "Specialita Genovese Panera". Eine zu süße und fettige Konditorcreme, serviert wie ein Eis im Hörnchen.


Wirklich überzeugen konnte uns hier nur die Eisdiele "La Cremeria delle Erbe" am gleichnamigen Platz.


Herrlich finden wir auch die überall angebrachten fragilen Neonreklamen - so ganz anders als Neonreklame nördlich der Alpen.


Am 28igsten November beginnt die Eismesse in Longarone in den Dolomiten. Dies soll der Abschluß unserer Rundreise werden - vorher werden wir aber noch aus Parma, Padua und Venedig berichten.

Mittwoch, 24. November 2010

Kaiserwetter im Fürstentum


Heute machen wir uns auf den Weg nach San Remo in Italien, wo wir aber erst am Abend eintreffen wollten. Wichtiger für den heutigen Tag ist ein Abstecher nach Monaco.

Natürlich plästert es wieder, inzwischen haben wir die zweite Generation Schirme an Bord, die ersten mußten wir leider in Frejus bestatten.

Kurz vor Monaco verließen wir die Autobahn um einen Geheimtip unserer Freundin Ekeltraut aufzusuchen. Es handelt sich dabei um eine winzige unbewohnte Halbinsel mit Blick auf den Hafen von Monte Carlo - allerdings immer noch in Frankreich gelegen. Ekeltraut hatte diesen Ort vor 32 Jahren auf der Suche nach Frischwasser entdeckt. Als wir dort eintrafen herrschte ein orkanartiger Sturm mit sintflutartigen Niederschlägen und auch unsere neuen, wesentlich stabileren Schirme drohten zu bersten. Nein - Ekeltraut, die Insel ist immer noch nicht bebaut, lediglich im Sommer scheint dort eine kleine Holzhütte mit einem Getränkeverkauf geöffnet zu haben. Außerdem sahen wir einen kleinen Kinderspielplatz, also doch eher nichts für Deine zukünftigen Urlaubspläne. Die Halbinsel heißt Pointe des Douaniers. Anbei zur Orientierung ein Bild von Google- Earth und zwei ziemlich nichtssagenden Schnappschüße von diesem Paradies.
Wer sich den Plan genauer anschauen möchte klickt einfach auf's Bild. Auch wenn ihr auf eines der anderen Bilder klickt erscheinen diese in höherer Auflösung.



Wir fuhren also weiter nach Monaco und dort gleich ins erste Parkhaus. Als wir den Boden des Fürstentums betraten strahlte uns plötzlich auch die Sonne an, sämtlicher Regen und Sturm schien wie verflogen. Der ganze Zwergstaat war rot-weiß geflaggt.



Wie wir später nachlasen, war zwei Tage vorher der Nationalfeiertag Monacos, "Fête du Prince" = Prinzenfest. Dieser war dann auch allgegenwärtig - zwar nicht in Natura, sondern als Bildnis in allen Schaufenstern der Geschäfte.



Unser Spaziergang führte uns rund um den Hafen, in dem schon ziemlich große Yachten und Segelschiffe lagen, hin zum Casino vor dem schon ziemlich große Autos parkten und das anscheinend das obskure Objekt der Begierde der neuen russischen Bohème ist.



Wir erklommen dann auch die etwas höheren Stockwerke Monte Carlos, wo dann tatsächlich auch ganz normale Menschen anzutreffen waren. Zunächst gingen wir durch eine Straße in der anscheinend nur Chinesische Bewohner und Geschäfte waren, dann eine andere mit der Portugisischen Gemeinde.

Auffallend war, daß kein Fitzelchen Unrat, keine Graffiti, ja nicht einmal eine Zigarettenkippe zu entdecken war. Die Grünanlagen waren außerordentlich gut gepflegt, ja sogar um die Straßenbäume war ein Stück Kunstrasen verlegt um gar nicht erst Platz für irgendwelchen Dreck zu schaffen. Anders als erwartet waren die Preise ähnlich wie in Frankreich, wenn nicht sogar etwas günstiger - ausgenommen hierbei sind natürlich die Immobilienpreise.



Nach einem Kaffee und einem Eis am Hafen ging es zurück zum Parkhaus und wir verließen Monte Carlo über ein Nadelöhr in Richtung Italienische Riviera. Von San Remo und Genua dann morgen mehr.