Städte

Sonntag, 28. November 2010

Von Genua über die Apenninen nach Parma


In der Bucht von Genua steigt das Gebirge des Apennin landeinwärts steil an. Wir schraubten uns bei strahlendem Sonnenschein auf schmalen Wegen, vorbei an malerischen Bergdörfchen, bis auf ca. 750 Meter hinauf.


Am späten Nachmittag erreichten wir unser Hotel am Stadtrand von Parma. Es ist das Ora Hotel, im Grunde ein zum Hotel umbebautes altes Gehöft, direkt an einem kleinen Flughafen, an dem Ryanair seine Fluggäste ohne Verkehrsanbindung aussetzt. Ohne Navigation kaum zu finden, dann aber eine ruhige Oase, die letztlich doch nur 4,5 km vom Altstadtkern Parmas entfernt ist.


Sofort nach dem Einchecken ging es mit dem Auto in die City. Wir versuchten krampfhaft Orte wiederzufinden, die wir bei unserem Kurzbesuch vor 12 Jahren gesehen hatten. Außer an eine Brücke, einen Kiosk und das Café Tubino


konnten wir uns jedoch an nichts erinnern. Mal sehen ob sich das ändert, wenn wir uns zuhause die Bilder von damals ansehen werden.

Da wir nun ja nicht nur zum Vergnügen in der Weltgeschichte herumreisen, mußten wir zunächst einmal die beliebtesten Eisdielen dieses Ortes aufsuchen. Wir gingen in die Gelateria K2 (Strada Benedetto Cairoli 23 - 43121 Parma), deren Eis wir sehr lecker fanden.


Danach in die Eisdiele "Due Torre" in der Strada Massimo D'Azeglio, 91/a in 43125 Parma.


Die Eissorten selbst sind hier eher konservativ, es werden die üblichen italienischen Favoriten angeboten. Schön anzusehen sind aber die Blümchenformen, die die Eisverkäufer mit dem Eis auf's Hörnchen zaubern. Außerdem bieten alle selbst hergestelltes Eis am Stiel, Sandwicheis (ähnlich wie "Happen" von Schöller) und allerlei andere kleinere Eiskreationen (Petits Fours) an.


Empfindlich kalt war es mittlerweile geworden und außerdem zog der für die Po-Ebene so typische Nebel auf. Die Straßen waren mittlerweile leergefegt, in einigen kleineren Restaurants drehten der Koch und die Bedienung Däumchen. Wir hatten uns fast damit abgefunden hungrig zu Bett zu gehen, als uns der Zufall ins Ristorante "Al Corsaro" (Strada Cavour 37) führte.

Nichts großartiges, aber einfache ehrliche regionale Küche. Auch Pizza und Risotto können schmecken, wenn die Zutaten stimmen und nicht auf Analogkäse und Preßschinken zurückgegriffen wird - wie so häufig in Berlin. Die Einrichtung ist aus den frühen 60ern und erinnert an die Lieder über drei kleine Italiener. Der Tresen in Schiffsform, der klassische gelernte Kellner in leicht derangierter Berufskleidung, sehenswerte Sanitäranlagen aus dieser Zeit. Gezahlt wird bei der Matrone am Ausgang.

Im Blindflug ging es zurück zum Hotel, der Nebel war inzwischen zum Schneiden dick.

Am nächsten Morgen waren die Blumen vor dem Hotel mit Raureif überzogen.


Vor unserer Weiterfahrt nach Padova machten wir noch einmal einen Stadtrundgang durch Parma und bestaunten die Alimentaris in der Via Garibaldi, die vollgestopft mit Parmaschinken, Parmigiano Reggiano und vielen anderen Köstlichkeiten waren.


Abschied von der Stadt nahmen wir in der Eisdiele Caraibi. Dort waren viele herrliche Eisdevotionalien aus den 50er und 60er Jahren ausgestellt. Liebevoll hatte der Besitzer diese damaligen Alltagsgegenstände zusammengetragen, so zum Beispiel die Blechdosen in den die Waffeln verpackt wurden. Auch das Eis von Caraibi (43100 Parma, 9/a, v. Emilio Lepido) lohnt den Besuch etwas ab von Parmas Zentrum.


Unwirklich wirkten die kleinen verfallenen Bauernhöfe, Kirchen und Friedhöfe am Straßenrand durch die dichten Nebelbänke auf unserer Weiterfahrt nach Padova.

Samstag, 27. November 2010

Italienische Riviera und Genua


Genau wie Monte Carlo hat auch San Remo ein Spielcasino, jedoch seine besten Zeiten irgendwie schon hinter sich. Zwar auch große Hotels aus der Zeit der Jahundertwende, jedoch alles ein bißchen schmuddeliger als auf der französischen Seite. Die um das Casino gelegenen Restaurants drucken ihre Speisekarten zweisprachig - russisch und italienisch. Wie wir an einer Gedenktafel erfuhren, hat hier bereits der Deutsche Kaiser Friedrich III (Vater von Wilhelm zwo) gekurt - allerdings ohne Erfolg.


Wir suchten hier ohne Erfolg unser Hotelzimmer. In Frankreich gingen wir in solchen Momenten immer zu McDoof, weil dort überall ein freier WiFi-Zugang angeboten wird. In Italien geht dies nicht, weil McDingens das dafür notwendige Password nur an italienische Handys schickt. Trotzdem fanden wir nach einer Weile unser Albergo, im 2ten Stock eines Wohnhauses, in dem sich auch der Conçièrge, eine Papagallo-Ausgabe von Freiherr zu Guttenberg, häuslich eingerichtet hatte.

Am nächsten Tag ging's weiter an den ehemals mondänen Badeort Rapallo, der uns als Ausgangspunkt für unsere Stippvisite nach Genua dienen sollte.


Uns hätte bereits stutzig machen sollen, daß die Stadt nach 21 Uhr wie ausgestorben war. Die Gäste hier, die wir am nächsten Morgen bei strahlendem Sonnenschein an der Uferpromenade sitzen sahen, hatten wohl alle schon die Unterzeichnung des Vertrages von Rapallo miterlebt.


Auch hier mondäne Häuserfassaden riesiger ehemaliger Hotelpaläste, im Innern dieser Häuser jedoch der Chick eines Badeortes an der bulgarischen Küste. Wo der Stuck die Jahrzehnte nicht überlebt hatte, wurde er einfach täuschend echt gemalt - der Fachbegriff dafür heißt wohl Trompe-l’œil - Malerei.


Mit dem Zug ging es für 2,40 Euro und einer Stunde und 3 Minuten Fahrzeit nach Genua Hauptbahnhof, durchaus eine Programmempfehlung für die Sendung: "Die schönsten Bahnstrecken Europas".


Genua gefiel uns sofort - enge Gassen wie in Neapel, große Galerien wie in Bologna, riesig angelegte Plätze aber auch winzig kleine Winkel in der Altstadt, in der ein reges Treiben herrscht.


Das lokale Lebensmittel hier scheint die Focaccia zu sein - und zwar in allen erdenklichen Kombinationen. Das ist absolut nicht das, was Euch in Berlin "Dolce Pizza" am Nollendorfplatz als selbiges verkaufen möchte. Nein - der verkauft Pizza in Zungenform. Focaccia ist ein dickes Pizzabrot mit den abenteurlichsten Belägen. Focaccia con Wurstel, Focaccia con Frittes, Focaccia con Nutella - usw., usw..


Die engen Gassen Gassen der Altstadt sind so schmal und hoch, daß selbst mittags das Tageslicht nicht hereinreicht. Mutig wagten wir uns in das Labyrinth und landeten prompt mitten auf dem Genueser Transenstrich - ähnlich wie in der Frobenstraße in Schöneberg. Nicht so glamourös wie im Chez Nous, sondern eher hausbacken wie bei Molly Luft.

Wir flohen in die belebteren Gassen und trafen auch auf zahlreiche Eisdielen. Was wir bis dato nicht kannten war die "Specialita Genovese Panera". Eine zu süße und fettige Konditorcreme, serviert wie ein Eis im Hörnchen.


Wirklich überzeugen konnte uns hier nur die Eisdiele "La Cremeria delle Erbe" am gleichnamigen Platz.


Herrlich finden wir auch die überall angebrachten fragilen Neonreklamen - so ganz anders als Neonreklame nördlich der Alpen.


Am 28igsten November beginnt die Eismesse in Longarone in den Dolomiten. Dies soll der Abschluß unserer Rundreise werden - vorher werden wir aber noch aus Parma, Padua und Venedig berichten.

Mittwoch, 24. November 2010

Kaiserwetter im Fürstentum


Heute machen wir uns auf den Weg nach San Remo in Italien, wo wir aber erst am Abend eintreffen wollten. Wichtiger für den heutigen Tag ist ein Abstecher nach Monaco.

Natürlich plästert es wieder, inzwischen haben wir die zweite Generation Schirme an Bord, die ersten mußten wir leider in Frejus bestatten.

Kurz vor Monaco verließen wir die Autobahn um einen Geheimtip unserer Freundin Ekeltraut aufzusuchen. Es handelt sich dabei um eine winzige unbewohnte Halbinsel mit Blick auf den Hafen von Monte Carlo - allerdings immer noch in Frankreich gelegen. Ekeltraut hatte diesen Ort vor 32 Jahren auf der Suche nach Frischwasser entdeckt. Als wir dort eintrafen herrschte ein orkanartiger Sturm mit sintflutartigen Niederschlägen und auch unsere neuen, wesentlich stabileren Schirme drohten zu bersten. Nein - Ekeltraut, die Insel ist immer noch nicht bebaut, lediglich im Sommer scheint dort eine kleine Holzhütte mit einem Getränkeverkauf geöffnet zu haben. Außerdem sahen wir einen kleinen Kinderspielplatz, also doch eher nichts für Deine zukünftigen Urlaubspläne. Die Halbinsel heißt Pointe des Douaniers. Anbei zur Orientierung ein Bild von Google- Earth und zwei ziemlich nichtssagenden Schnappschüße von diesem Paradies.
Wer sich den Plan genauer anschauen möchte klickt einfach auf's Bild. Auch wenn ihr auf eines der anderen Bilder klickt erscheinen diese in höherer Auflösung.



Wir fuhren also weiter nach Monaco und dort gleich ins erste Parkhaus. Als wir den Boden des Fürstentums betraten strahlte uns plötzlich auch die Sonne an, sämtlicher Regen und Sturm schien wie verflogen. Der ganze Zwergstaat war rot-weiß geflaggt.



Wie wir später nachlasen, war zwei Tage vorher der Nationalfeiertag Monacos, "Fête du Prince" = Prinzenfest. Dieser war dann auch allgegenwärtig - zwar nicht in Natura, sondern als Bildnis in allen Schaufenstern der Geschäfte.



Unser Spaziergang führte uns rund um den Hafen, in dem schon ziemlich große Yachten und Segelschiffe lagen, hin zum Casino vor dem schon ziemlich große Autos parkten und das anscheinend das obskure Objekt der Begierde der neuen russischen Bohème ist.



Wir erklommen dann auch die etwas höheren Stockwerke Monte Carlos, wo dann tatsächlich auch ganz normale Menschen anzutreffen waren. Zunächst gingen wir durch eine Straße in der anscheinend nur Chinesische Bewohner und Geschäfte waren, dann eine andere mit der Portugisischen Gemeinde.

Auffallend war, daß kein Fitzelchen Unrat, keine Graffiti, ja nicht einmal eine Zigarettenkippe zu entdecken war. Die Grünanlagen waren außerordentlich gut gepflegt, ja sogar um die Straßenbäume war ein Stück Kunstrasen verlegt um gar nicht erst Platz für irgendwelchen Dreck zu schaffen. Anders als erwartet waren die Preise ähnlich wie in Frankreich, wenn nicht sogar etwas günstiger - ausgenommen hierbei sind natürlich die Immobilienpreise.



Nach einem Kaffee und einem Eis am Hafen ging es zurück zum Parkhaus und wir verließen Monte Carlo über ein Nadelöhr in Richtung Italienische Riviera. Von San Remo und Genua dann morgen mehr.

Dienstag, 23. November 2010

Schön und Reich im Regen


Die ganze Nacht hat es wie aus Eimern geschüttet, morgens hat der Regen etwas nachgelassen und wir machen uns auf den Weg nach Cannes.

Der Weg dahin, ausgehend von Frejus, ist eine ca. 25 km lange Berg- und Talfahrt. Cannes wirkt auf uns nicht so versnobt wie wir es erwartet hatten. In nur wenigen Restaurants am Hafen wird kalter fischiger Schleim geschlürft. Schon einige Straßen weiter spielt sich das normale Leben ab. In der Markthalle wird schon sauber gemacht, die Bistrots in der Nachbarschaft haben auch schon ihr Geschäft beendet. Hier und da sehen wir eine feine Boutique, aber genauso Carrefour- und Schleckermärkte.



Am 20igsten Mai 1949 hatte hier in Cannes Klaus Mann seine letzten Briefe an seine Mutter und seine Schwester geschrieben. Er berichtete von Schreibschwierigkeiten, Geldproblemen und deprimierendem Regenwetter. Einen Tag später beging er Selbstmord.

Wir beschlossen ihm auf dem "Cimetière du Grand Jas" einen Besuch abzustatten. Der Friedhof von Cannes liegt in der Avenue de Grasse 205 und ist der größte innerstädtische Park von Cannes.

Um das Grab von Klaus Mann zu erreichen muß man quer über den gesamten Friedhof bis in die entfernteste Ecke (Carré 16) wandern. Bei diesem Wetter fast menschenleer, strahlt der Ort eine besondere Atmosphäre aus. Er ist terrassenförmig am Hang angelegt, hat einen herrlichen Baumbestand und die Stille wurde nur von ca. 100 schreienden Möwen unterbrochen, die über uns kreisten.



Nach einigem Suchen hatten wir das Grab gefunden.


Neben den teilweise pompösen Gräbern der Jahrhundertwende wirkte der graue Granitgrabstein mit der Grabplatte äußerst schlicht. Die Aufschrift : "Klaus Mann 1906 - 1949". Offenbar ist der Grabstein vor nicht allzu langer Zeit ausgetauscht worden. Ursprünglich stand ein Maulbeerbaum auf dem Grab und die Grabinschrift lautete: "For Whosoever Will Save His Life Shall Lose It. But Whosoever Will Lose His Life (...) The Same Shall Find It."



In der Abenddämmerung fuhren wir über die Autobahn nach St. Tropez. Obwohl es wieder stark regnete machten wir einen Spaziergang durch das menschenleere kleine Fischerdorf und den Hafen, indem einsam die riesigen Yachten vor Anker lagen.

Vielleicht treffen wir ja morgen die Schönen und Reichen vor dem Casino von Monte Carlo.

Montag, 22. November 2010

Aix und Hop


Freitag morgens machten wir uns auf den Weg über Land nach Frejus an der Cotes d'Azur. Auf der Fahrt durch die Camarque wurde das Wetter immer besser und die Sonne hatte sogar merkliche Kraft.

Wunderschöne Dörfchen lagen am Wegesrand und wir legten hier und da eine Pause ein - nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel. Zu erwähnen sind dabei das kleine Dorf Lunel mit einer wunderbaren Markthalle, in der es regionale Spezialitäten gibt. Angehalten haben wir hier, weil wir uns die Freiheitsstatue am Ronde genauer ansehen wollten.


Wo wir schon einmal hier waren, machten wir einen Spaziergang durch den reizenden Ort, tranken einen Kaffee und ließen uns von den freundlichen Verkäuferinnen am Käsestand in der Halle etwas leckeres empfehlen. Schnell noch ein frisches Baguette gekauft und weiter ging es... .

In Saint Cannat konnten wir bei der Durchfahrt dem Bilderbuchpanorama nicht widerstehen und machten auch hier einen kurzen Stop. Bei Google Street View ist unsere Einfahrt in den Ort auch sehr nett nachvollziehbar - guckst du hier!


Eine Schnapsidee von uns war es wohl, danach in Aix en Provence einen Kaffee trinken zu wollen. Die Stadt war im Vergleich zu unseren bisherigen Aufenthalten einfach furchtbar. Das Verkehrschaos dort trieb uns in das 5te Kellergeschoß eines riesigen Parkhauses, wovon es in dieser Stadt drei Stück geben soll. Über der Erde herrschte wildes Treiben und Touristenrummel. Nach einem Spaziergang durch die Altstadt suchten wir lieber schnell das Weite.



Beim Einsetzen der Abenddämmerung erreichten wir auch Frejus und unser dortiges Hotel. Frejus soll uns als Ausgangspunkt für Ausflüge nach Cannes und St.Tropez dienen, von dem wir Euch dann morgen erzählen werden.

Sonntag, 21. November 2010

Montpellier - ein Hauch von Germania

Für Montpellier hatten wir uns ein Hotel der B&B- Kette ausgesucht, die hier in Frankreich in fast jeder Stadt vertreten ist. Wir kamen darauf, weil in der Potsdamer Straße in Schöneberg vor einem halben Jahr ebenfalls ein B&B- Hotel eröffnete und wir schon öfters davon gehört hatten, daß man in Frankreich sehr unkompliziert und ohne Voranmeldung bei dieser Kette gut und günstig einchecken kann. Das Checkin war einfach aber etwas gewöhnungsbedürftig. Meistens sind die Häuser am Stadtrand innerhalb eines Einkaufsareals mit riesigen Supermärkten, Möbelhäusern, einer Tankstelle und einer hervorragenden Verkehrsanbindung - so auch dieses. Simpel zu finden, gleich neben der Nationalstraße die wir kamen und mit einer tollen Anbindung an die City durch die S-Bahn - Gratisparkplätze vor der Tür, Wifi umsonst im Zimmer. Einheitspreise - z.Zt. meistens zwischen 40 und 60 Euro.

Gleich am Abend fuhren wir noch kurz mit der Straßenbahn (1,40 Euro) in die Stadt bis zum Hauptbahnhof und machten einen Spaziergang durch die Altstadt.


War Toulouse die "rote" Stadt, so strahlten hier die beleuchteten Häuser in der Altstadt in hellem Weiß. Vom Bahnhof aus kommend findet man sich schnell zurecht.


Bilderbuchwetter erwartete uns dann am nächsten Morgen. Die freundliche Dame bei der Touristeninformation klärte uns darüber auf, daß Montpellier aus einer alten und einer neuen Stadt besteht.

Alte und neue Stadt treffen sich am "Place Comédie" (diese Webcam zeigt einen Blick auf die Altstadt). In die andere Richtung bildet das Einkaufszentrum Polygon den Eingang zum Stadtviertel Antigone. Wir fühlten uns als spazierten wir im wahr gewordenen Modell von Germania.


Angeordnet auf einer gigantischen Sichtachse befinden sich verschiedene riesige neoklassizistische Bauwerke, die an einem gläsernen Triumpfbogen enden. Genau wie in Albert Speers Modell wird alles von Symmetrie, klaren Achsen und kitschigem Klassizismus beherrscht. Genau auf dieser Symmetrieachse sind mehrere Brunnen und immer wieder römische oder griechische Statuen.


In Deutschland wäre die Umsetzung einer solchen Stadtplanung sicherlich auf massivste Kritik gestoßen - wahrscheinlich selbst von den Franzosen.


Wer die Neustadt nicht mag, geht einfach in die Altstadt und wird hier durch den gewohnten französischen Charme entschädigt. Hier scheint der Denkmalschutz noch gut zu funktionieren. Die meisten Gebäude und Plätze sind super in Schuß oder werden gerade liebevoll restauriert. Auffällig war bisher bei allen Städten die hervorragende Abendbeleuchtung. Eine intelligente, wohlüberlegte und akzentuierte Ausleuchtung der Gebäude und Plätze schafft eine herrliche Atmosphäre.

Donnerstag, 18. November 2010

Toulouse - eine Stadt sieht rot


Wir haben die Entfernung von Bilbao nach Toulouse doch etwas unterschätzt, denn wir kamen erst im Dunkeln in unserem Hotel am Stadtrand von Toulouse an. Tagsüber ging es recht schnell über die Autobahn aus Spanien raus, in Frankreich fuhren wir jedoch überwiegend über Landstraßen, was sich dann etwas in die Länge zog. Wir machten auch ein paar Stops, kauften Getränkevorräte ein und so weiter. Das machte aber alles nichts, da es sowieso ab der Landesgrenze ununterbrochen regnete, obwohl wir uns in Bilbao bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg gemacht hatten.


Am Dienstag morgen regnete es wenigstens nicht mehr. Wir parkten etwas außerhalb an einer Metrostation und machten uns zu Fuß auf den Weg in die Stadt. Nach etwa einer halben Stunde begrüßte uns bereits der Kirchturm der Basilique Saint Sernin.


Ein wildes Getümmel von Schülern, die offenbar ihren Hunger in den zahlreichen Boulangerien dieser Gegend stillten. Schnell erreichten wir den Place de la Capitole, den zentralen großen Platz in der Mitte der Altstadt.


Besonders hier ist sehr augenfällig, daß die gesamte Altstadt aus roten Backsteinen erbaut wurde, die Dächer sind rot gedeckt und selbst die Gehsteige sind oft in rot gehalten.


Einen herrlichen Blick auf die Altstadt von oben hat man vom Parkhaus "Les Carmes". Wir hatten vom Platz aus gesehen wie sich Autos nach oben schraubten und nahmen daher an, daß das oberste offene Parkdeck doch einen herrlichen Ausblick über die Stadt bieten müßte - und so war es dann auch. Ebenso atemberaubend ist die Sicht von der Dachterasse des Lafayette-Kaufhauses, welches dort ein Café betreibt. Beides legen wir Besuchern von Toulouse wärmstens ans Herz. Hier ein Link zu Google Earth und ein Foto vom Dach des Parkhauses.


Fast ganz Frankreich ist bereits online bei Google StreetView. Wenn Ihr also schon bei Google Maps seid, so zieht doch einmal das kleine gelbe Männchen irgendwo in den Plan - dann könnt Ihr selbst einen virtuellen Spaziergang durch die Altstadt von Toulouse machen. Wir halten das für eine tolle Sache, auch wenn in Deutschland dagegen massiv Stimmung gemacht wird.

Da wir auch in unserer Freizeit immer nach neuen Eisideen Ausschau halten, waren wir besonders begeistert, als wir auf die kleine Eisboutique von Philippe Faur stießen.


Dieser lokale Maitre Glacier ist einer der kreativsten seines Faches, dem wir bisher begegnet sind. Exotische Eissorten wie Roquefort, Senf, Trüffel, Leberpastete und selbst Kaviarsorbet gehen auf sein Konto. Ein Blick auf sein Angebot könnt Ihr unter http://www.philippefaur.com werfen. Sicherlich werden wir nächsten Sommer auch einiges davon ausprobieren.

Als der Abend dämmerte ging es durch die Gassen der Altstadt des großen Studentenviertels am Nordufer der Pont Saint-Pierre zurück zum Auto.


Bei knapp 440.000 Einwohnern gibt es hier übrigens in etwa 100.000 Studenten. Eine kleine Bierkneipe zog uns aber noch magisch hinein. Udo fielen fast die Augen heraus, als er die vielen alten Emailleschilder mit herrlichen Biermotiven sah. Am Tresen sitzend eine ebenso große Überraschung: 20 Sorten Bier vom Faß aus 20 einzelnen Zapfsäulen. So etwas läßt natürlich das Herz eines alten Gastronomen, der noch dazu hin und wieder selbst einmal ein Emailleschild ersteht, doppelt so schnell schlagen.


Bereits auf dem Weg in die Stadt hatten wir ein verstecktes kleines Restaurant entdeckt und probierten dort nun das CousCous. Durchaus empfehlenswert, wenn Ihr einmal hier in Toulouse orientalisch essen möchtet.